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US-Staatsanleihen - Wo die Musik spielt

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@eisenbart
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Wer sich schon immer mal gefragt hat, wer die größten Gläubiger der USA sind, der möge hier auf die folgenden Statistiken einen kurzen Blick werfen.

Quelle: https://ticdata.treasury.gov/Publish/mfh.txt

China (inkl. Hongkong) ist mit 1.312 Mrd. der größte Gläubiger. Das dürfte nicht überraschen. Was das verhältnismäßig kleine Japan mit seiner gigantischen Position bezweckt, weiß ich nicht genau. Möglicherweise erkauft man sich so militärischen Schutz?

Das hat China nicht nötig, hier dürften es andere Motivationen sein, die dazu geführt haben, über 18% der US-Staatsanleihen zu kaufen. China, das ein fast fünfmal so großes BIP hat wie Japan, diversifiziert mehr. Etwas mehr als ein Drittel der Reserven stecken in US-Staatsanleihen. Japan hingegen setzt zu über 90% auf die Wirtschaftskraft der USA.

Aber wo die wahre Musik spielt, ist eindeutig in Asien. Von den 6,6 Billionen $ US-Anleihen liegen 3,752 Billionen, also 57% in Händen asiatischer Entitäten (gemessen an den 34 größten Gläubigern). Für Europa läßt sich die gleiche Statistik nicht so einfach errechnen, da viele us-amerikanische Konzerne in Irland ansässig sind und über diesen Weg die Anleihenhalter in Irland einfließen.

Allein die Firma Apple hält Ende des Geschäftsjahr 2020 37 Mrd. an US-Staatsanleihen, Google sogar 55 Mrd. (allerdings ohne die Länder zu nennen, es dürfte aber der US-Anteil überrepräsentiert sein). Beide Konzerne haben ja einen relevanten steuerlichen Sitz in Irland.

Aber warum machen das die Länder bzw. Zentralbanken überhaupt? US-Staatsanleihen kaufen?

Nun, das ist so einfach wie banal. Weil es die "sicherste" Anlageform der Welt ist. Die USA hat in 250 Jahren noch niemals bankrott erklärt. Folglich sind ihre Anleihen auch noch nie ausgefallen. Was man von Griechenland und Deutschland z.B. nicht sagen kann.

Einige mögen einwenden, dass das rein technisch gesehen falsch ist, da Präsident Nixon im August 1971 das sog. "Goldfenster vorübergehend" geschlossen hat. Und das kommt einer Bankrotterklärung technisch betrachtet gleich. Ja, das mag stimmen, aber die Gläubiger haben sich in Ermangelung einer Alternative nicht auf einen Bankrott geeinigt und kaufen munter weiter.

Und aus diesem Grunde berechne ich privat aber auch beruflich alle abgezinsten Cashflows immer mit dem "sicheren" Zins einer 30jährigen US-Staatsanleihe (dieser liegt momentan bei 1,963%). Weil das der Zins ist, den man am Markt immer "risikofrei" erzielen kann. Alle Anlageformen müssen daran messen.

Ich setze hier sicher und risikofrei in Anführungszeichnen, da es so etwas im menschlichen Ökosystem nicht gibt. Die Präferenzen der Menschen ändern sich aufgrund billiardenfacher Einflüsse und daher gestattet der ständige Veränderungsprozess kein Fixum. Allein die Finanzmathematik sieht es so und damit man überhaupt etwas in die vielen Formeln einen einsetzen kann, wenn von "Marktzins" oder "sicheren Zins" die Rede ist, nimmt man eben diesen "gesicherten" Wert.

Es sei noch kurz angemerkt, dass die 7 Billionen $ sich nur auf die frei umlaufenden Anleihen beziehen. Trotz steigender Staatsschulden ist die frei verfügbare Menge an umlaufenden US-Staatsanleihen kaum gestiegen, weil die US-Notenbank wie ein riesiger Staubsauger nach Belieben Anleihen der US-Regierung aufkauft.

Dies verdeutlicht auch, wie sehr die Grenze zwischen Geld- und Fiskalpolitik inzwischen verschwimmt.