Posts

Stoppt den Interventionismus!

avatar of @luegenbaron
25
@luegenbaron
·
0 views
·
4 min read

Vince Ebert bei Facebook: "Über den Mythos der Ausbeutung

Neben der Physik haben mich schon immer ökonomische Zusammenhänge interessiert. Und obwohl es Thesen in der Ökonomie gibt, die aufgrund der großen Komplexität schwerer überprüfbar sind, gibt es ein paar fundamentale Mechanismen, die leicht nachvollziehbar sind, aber dennoch von vielen nicht verstanden werden (wollen). Ein Mechanismus ist das Phänomen der Preisbildung. (das folgende Gedankenspiel stammt von dem Ökonom Martin Motl):

Angenommen, ein Arbeiter stellt pro Stunde einen Fußball im Wert von 30 € her. Dabei fallen Kosten von 20 € an. Dann erschafft dieser Arbeiter einen Mehrwert von 10 € pro Stunde. Aus diesem Grund kann er also maximal 10 € pro Stunde verdienen. Natürlich kann man in diesem Fall einen Stundenlohn von 10 € als ausbeuterisch bezeichnen, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass es schlichtweg keinen Sinn macht, diesem Arbeiter mehr als 10 € zu bezahlen. Entweder der Lohn bleibt unter 10 € oder der Job kann nicht dauerhaft existieren.

Angenommen, ein Unternehmer beschließt, seine Arbeiter „auszubeuten“ indem er sie mit nur 5 € abspeist. Dann merkt das natürlich die Konkurrenz. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass ein anderer Unternehmer daherkommt und dem Arbeiter vielleicht 7 € bietet. Für Arbeiter und Unternehmer entsteht nun eine Win-Win-Situation: Der Arbeiter bekommt mehr Geld, der zweite Unternehmer macht zwar weniger Gewinn, aber er verschafft sich dadurch einen Vorteil gegenüber seinem Kokurrenten indem er sein Personal abwirbt und ihn somit unter Druck setzt. In einem freien Markt gibt es natürlich noch viele weitere Unternehmer, die ebenfalls das Business übernehmen wollen. Und die werden den Arbeitern noch ein bisschen mehr bieten, um sich gegenüber der Konkurrenz einen Vorteil zu verschaffen.

Erst, wenn der Lohn nahe genug an dem Wert von 10 € liegt, wird sich kein anderer Unternehmer mehr finden, der die Arbeiter mit einem höheren Lohn abwerben wird weil es für ihn unproduktiv wäre. So bildet sich in freien Märkten also ganz automatisch ein Lohnniveau, das sowohl für Arbeiter und Unternehmer den besten Kompromiss darstellt.

Natürlich würden viele Arbeitgeber gerne ihre Arbeiter ausbeuten und ihnen nur 1 Cent pro Stunde zahlen. Dann würden sie aber keine Arbeiter finden. Genauso würden sie gerne den Fußball für 1000 € pro Stück verkaufen. Zu dem Preis würde aber niemand kaufen. Die Wahrheit ist, dass in freien Märkten Unternehmer weder die Preise für ihre Produkte, noch die Löhne für ihre Angestellten festlegen können. Beide ergeben sich durch Angebot und Nachfrage.

Wenn man dagegen Löhne (z.B. durch einen gesetzlichen Mindestlohn) künstlich nach oben treibt, sinkt die Nachfrage nach Arbeit und es entstehen Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung. Wenn man Preise für Produkte zwangsweise senkt, dann wird weniger produziert und es entsteht Mangel. Das sieht man derzeit gerade beim Mietpreisdeckel, wegen dem die Bautätigkeit in Berlin radikal eingebrochen ist. Der sich durch Angebot und Nachfrage auf dem freien Markt bildende Preis ist derjenige, bei dem die Gesamtwohlfahrt maximal ist. Man bezeichnet das als Ersten Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomik." https://www.facebook.com/Vince.Ebert/posts/10158155851930761

Dazu noch ein Kommentar von Martin Motl: "Empirisch stellt sich das übrigens folgendermaßen dar. Vielleicht auch interessant für dich Vince. Den Anteil der Löhne am gesamten Volkseinkommen bezeichnet man als Lohnquote. Sie ist ein zentraler Indikator dafür, wie neu erworbener Wohlstand in einer Gesellschaft verteilt wird. In den meisten entwickelten Ländern ist die Lohnquote relativ konstant. In Deutschland liegt sie schon ewig zwischen 60 und 70 %, aktuell mit gut 68 % am oberen Ende dieser Range. Während also 68 % aller in Deutschland erzielten Einkommen an die Bezieher von Löhnen und Gehältern fließen, entfallen nur 22 % auf Unternehmensgewinne und die restlichen 10 % auf Kapitaleinkommen, Mieteinkommen und Einkommen von Selbstständigen. Seit dem Jahr 2011 ist die Lohnquote von 66,1 auf nun 68,6 % (Stand 2018) stetig gestiegen, was das Vorurteil widerlegt, dass nur diejenigen reicher werden, die ohnehin schon vermögend sind. Analog zum Anstieg der Lohnquote ist die sogenannte Profitquote – also der Anteil der Unternehmensgewinne am Volkseinkommen – von damals 25 auf ca. 22 % gesunken. Anhand des Verhältnisses von Lohnquote zu Profitquote wird deutlich, dass das Narrativ von den Milliarden scheffelnden Unternehmen, wegen denen zu wenig für die Bevölkerung übrig bleibt, reine Klassenkampf-Fiktion ist. In Wahrheit sacken Arbeitnehmer und Angestellte in Deutschland bereits 3 Mal so viel ein wie alle Unternehmen zusammen. Andersrum könnte man Löhne und Gehälter noch nicht mal um 35 % steigern, selbst wenn man sämtliche Unternehmensgewinne konfiszieren und umverteilen würde, denn dann würden ausnahmslos alle Unternehmen pleite gehen. Das war die Veränderung der Bruttolöhne und -gehälter in Deutschland gegenüber dem Vorjahr in diesem Jahrzehnt: 2010: + 2,9 % 2011: + 4,7 % 2012: + 4,1 % 2013: + 3,0 % 2014: + 3,9 % 2015: + 4,0 % 2016: + 4,0 % 2017: + 4,2 % Die Lohnzahlungen sind das ganze Jahrzehnt schneller als die Produktivität und auch schneller als die Unternehmensgewinne gestiegen. Übrigens verdienen die Angestellten von großen Konzernen (also gemäß linker Diktion sehr mächtigen Unternehmen) viel mehr als die Angestellten von Kleinunternehmen. Wie passt das zu der Idee, die Höhe von Gehältern sei eine Frage von Machtgefällen?"

Dazu muss noch gesagt werden dass die Steuerlast in Deutschland extrem hoch ist. Deutschland ist da einer der weltweiten Spitzenreiter.