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Quantitative Easing - Nein, dies führt nicht zur Hyperinflation

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@stehaller
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Liebe Hivegemeinde, Liebe Freiheitsfreunde, Liebe Freiheitsfeinde, Liebe Zentralbänker,

seit der Finanzkrise 2008 wurde von den Zentralbanken dieser Welt immer wieder zum geldpolitischen Mittel des sogenannten Quantitative Easing gegriffen. Die Befürworter versprachen sich davon liquidere Märkte, niedrigere Zinsen und mehr Kreditvergabe durch die Banken; die Kritiker sagten den Untergang der Währungen, die Hyperinflation, Massenarmut und wirtschaftliche Depression voraus.

In Wirklichkeit hat das Ganze praktisch gar nichts bewirkt.

Vorspiel

Wir haben es in unserem Bankensystem mit zwei Geldarten zu tun: 1. Buchgeld:

  • Verbindlichkeit der Bank gegenüber dem Kunden, welche durch Kreditvergabe erschaffen wird.
  • Die Bank kauft das Zahlungsversprechen des Kunden und zahlt mit ihrem eigenen Zahlungsversprechen. Dazu schreibt sie dem Kunden den entsprechenden Betrag auf dem Konto gut.
  • Das Zahlungsversprechen (promissory note) des Kunden dient als Aktivposten der Bank und gleicht die Bilanz aus.

2. Zentralbankgeld:

  • tritt in Erscheinung als Bargeld oder Reserven.
  • ist das einzige Zahlungsmittel, mit dem man Steuern bezahlen kann.
  • wird auf dem Umweg über die Zentralbank durch Staatsausgaben erschaffen oder direkt von der Zentralbank durch Wertpapierankauf oder von den privaten Banken mittels Überziehungskredit bei der Zentralbank (overdraft).

Beide Geldarten tragen zwar das gleiche Wertmaß (€, $, ¥, £, usw. je nachdem wo man sich gerade befindet), sind aber nicht das Selbe.

QE - Was ist das ?

Jede Zentralbank betreibt eigentlich immer sogenannte Offenmarktgeschäfte, um den von ihr angestrebten Zins zu erreichen und/oder die Menge der Zentralbankreserven im Bankensystem zu erhöhen (durch Wertpapierankauf) oder zu reduzieren (durch Wertpapierverkauf).

Beim Quantitative Easing gibt die Zentralbank vorher bekannt, für wie viele Milliarden sie monatlich Wertpapiere aufkaufen will.

Schauen wir uns dazu einmal zwei Vorgänge an. Wir nehmen als Beispiel das Federal Reserve System in den USA.

1. Privatbank kauft Staatsanleihe direkt vom Staat (=kein Quantitative Easing)

Nehmen wir an, die Citibank kauft für $100 Staatsanleihen direkt vom US Finanzministerium. Hier muss man wissen, dass dies nur mit Zentralbankreserven geschehen kann. Jede Bank hat bei der Zentralbank einen Reserve Account (= laufendes Konto) und einen Securities Account (= Sparbuch).

Für die einzelnen Bilanzen habe ich mir einfach Fantasiezahlen ausgedacht.

Startbilanz der Citibank:

Wie wir sehen, hat die Citibank auf der Aktivseite $500 Kassenbestand, $2,500 im Reserve Account bei der Fed und $2,500 in Staatsanleihen in ihrem Securities Account bei der Fed. Auf der Passivseite befinden sich $4,500 Kundeneinlagen und $1,000 Eigenkapital.

Starbilanz der Federal Reserve:

Die Federal Reserve hat auf der Aktivseite Staatsanleihen, Gold, Mortgage Backed Securities und Unternehmensanleihen.
Auf der Passivseite befinden sich in Umlauf befindliche Geldscheine und Reserven Guthaben von US Finanzministerium (UST), der Wells Fargo Bank (WFC), der Bank of America und der Citibank.

Startbilanz US Treasury:

Das US Finanzministerium hat auf der Aktivseite ein Kontoguthaben bei der Fed (Reserves), Steuerforderungen und Grundbesitz. Auf der Passivseite stehen die ausstehenden Staatsanleihen im Besitz der Fed und der Banken.

Bilanz der Citibank nach Staatsanleihenkauf ($100): Veränderungen zur Startbilanz in gelb.

Wie man sieht hat sich die Gesamtbilanz der Citibank nicht verändert. Sie hat nur $100 in Reserven hergegeben und dafür für $100 Staatsanleihen erhalten. Im Prinzip der selbe Vorgang, als wenn ein Privatkunde bei einer Bank $100 von seinem laufenden Konto auf sein Sparkonto umbucht. Man nennt diesen Vorgang Aktivtausch (Asset Swap).

Bilanz der Fed nach Staatsanleihenkauf ($100) durch Citibank: Veränderungen zur Startbilanz in gelb.

Auch hier hat sich die Gesamtbilanz nicht verändert. Es wurden nur $100 vom Reserve Konto der Citibank auf das Reserve Konto des US Treasury umgebucht.

Bilanz des US Treasury nach Staatsanleihenkauf ($100) durch Citibank: Veränderungen zur Startbilanz in gelb.

Hier hat sich die Gesamtbilanz um $100 verändert. Das Finanzministerium bekommt $100 an Reserven, hat dafür aber auch $100 mehr “Schulden”.

Ich schreibe hier Schulden bewusst in Anführungszeichen, weil Staatsschulden in der eigenen Währung nicht mit Privatschulden, die irgendwann zurückgezahlt werden müssen, vergleichbar sind. Staatsschulden (in der eigenen Währung) werden nicht zurückgezahlt sondern ewig weitergerollt. Sie stellen einen Teil des Vermögens der Privatwirtschaft dar.

2. Quantitative Easing - Zentralbank kauft Staatsanleihe von Citibank:

Nun lassen wir die Staatsanleihe im Wert von $100 im Besitz der Citibank von der Federal Reserve aufkaufen.

Bilanz Citibank nach Staatsanleihenverkauf:

Wir stehen also wieder am Anfang. Die Fed bucht $100 aus dem Securities Account der Citibank aus und schreibt sie dem Reserve Account der Citibank gut. Das Banksystem als Ganzes gewinnt $100 an Reserven hinzu (und verliert $100 an Staatsanleihen).

Federal Reserve Bilanz nach Staatsanleihenkauf (QE):

Die Bilanz der Fed hat sich durch das QE erhöht. Es wurden $100 neue Reserven für das Bankensystem erschaffen und $100 an Staatsanleihen wurden dem Bankensystem entzogen.

Bilanz des US Treasury nach QE:

Für das US Finanzministerium hat sich nur auf der Passivseite etwas verändert. Es schuldet die $100 jetzt nicht mehr der Citibank, sondern der Fed. Auch die Zinszahlungen gehen jetzt an die Fed. Da der Zentralbankgewinn wieder zurück ans Finanzministerium fließt, fehlen diese Zinseinnahmen dem Bankensystem, sind also eher deflationär, da der Wirtschaft $100 an Einnahmen verloren gehen. Wundert sich noch jemand, warum der USD während QE immer stärker wurde und das Inflationsziel der Fed nie erreicht wurde?

Abschlussbetrachtung:

Wie man sieht, ist QE keine große Sache. Man tauscht nur den einen Aktivposten gegen einen anderen. Es würde sich übrigens auch nichts ändern, wenn die Fed die Staatsanleihen direkt vom US Treasury kauft. Ist aber verboten. Die Fed und die anderen Zentralbanken sagen zwar, dass sich die Geldmenge durch QE erhöht, was aber völlig lächerlich ist. Dies liegt aber nur daran, dass die Fed Staatsanleihen nicht als Geld definiert. Diese Einschätzung geht zurück auf den Goldstandard. Damals konnte man Reserven in Gold tauschen und Staatsanleihen nicht. Im heutigen System spielt das keine Rolle mehr.

Auf das Argument QE würde die Aktien- und Inmmobilienmärkte hochteiben möchte ich noch kurz eingehen. Dieses Argument ist natürlich auch Unsinn. Reserven können das Banksystem nicht verlassen, sondern nur von dem Konto einer Bank auf das Konto einer anderen Bank umgebucht werden. Es kommt dadurch kein neues Geld in die Märkte. Die Reserven verlassen auch niemals die Federal Reserve, außer sie werden in Bargeld umgewandelt. Aber mit Bargeld kauft man keine Aktien.

Auch die Angst, die Chinesen könnten ihre Staatsanleihen verkaufen ist völlig unbegründet. Alles was hier passiert ist, dass bei dem Konto, welches die chinesische Zentralbank bei der Fed hat, Geld vom Securities Account in den Reserve Account gebucht wird. Also auch nur ein Asset Swap.
Reserven verlassen niemals die Fed.

Bis bald. Stephan Haller